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Dienstag, 7. Mai 2024

Einmal Mittelalter, einmal Jugendstil

Die Kapelle von St. Niklausen mit dem freistehenden Turm.
Mittelalterliche Fresken in der Kapelle.
Weg von St. Niklausen in die Ranftschlucht.
Viereinhalb Stunden brauchten wir am Samstag für den Jakobsweg-Abschnitt von St. Jakob, Ennetmoos, via St. Niklausen und Flüeli-Ranft nach Sachseln und waren dabei in zwei Kantonen unterwegs, zuerst kurz in Nidwalden, dann in Obwalden. Wir stiegen 560 Höhenmeter auf und 620 Höhenmeter ab, bestenfalls eine mittelstrenge Wanderung war das also. Aber eine abwechslungsreiche, die uns immer wieder verblüffte und erfreute und uns natürlich wieder etliche Gotteshäuser servierte, katholische Innerschweiz halt. Das Kloster Bethanien bei St. Niklausen fanden wir allerdings verschlossen vor samt der hauseigenen Kapelle, die Dominikanerinnen waren grad in den Exerzitien, die 30 Tage dauern, da kann man nichts machen. Dafür war wenig später in St. Niklausen die von weitem sichtbare Kapelle offen, ein trutziges, tief im Mittelalter wurzelndes Modell mit einem freistehenden Glockenturm und ebenfalls mittelalterlichen Fresken. Vom Vorplatz der Kapelle erahnten wir zu unseren Füssen im Schummer die Ranft-Schlucht, der ich morgen einen eigenen Eintrag widmen muss, des späteren Landesheiligen Niklaus von Flüe, also Bruder Klaus, wegen, der in dem Geländeschlitz vor 600 Jahren als Eremit lebte. Zurück zur Kirche von St. Niklausen und der Aussicht, die wir von ihr aus genossen: Auf der anderen Seite der Schlucht gefiel uns der Anblick des Hotels Pax Montana. In dem schlossartigen Jugendstil-Bau assen wir eine Stunde später hervorragend und genossen den Anblick des Sarnersees, zu dem wir schliesslich abstiegen, gewärmt von der Sonne (und vom Wein). Sie war gut, die Etappe elf; nächsten Samstag wollen wir von Sachseln, wo diesmal die Pilgerei endete, hinauf nach Lungern halten. Ich freue mich auf Etappe zwölf.
Das Hotel Pax Montana in Flüeli-Ranft, im Restaurant "Veranda" …
… gabs dieses Forellenfilet auf einem Bohnencassoulet.

Montag, 6. Mai 2024

Ich werde Mutter

Ich konnte nicht widerstehen. (Foto: Ronja)

Man weiss es ja: Manche Schwangerschaft nimmt ihren Anfang in einem unbedachten Moment. So ist das auch in meinem Fall. Wir kamen am Samstag auf dem Jakobsweg beim Hof Gisigen, Gemeinde Kerns OW, zu einem Brunnen. Ein Schild hing dort: "Willst du Mutter werden? Dann trink vom Chindli-Brunnen!" Ich beugte mich vor, trank. Und jetzt warte ich bange darauf, dass mein Bauch anschwillt. Natürlich werde ich hier darüber berichten. Versprochen.

Im Abstieg von Flüeli-Ranft nach Sachseln hatten wir den 
Sarnersee vor Augen. Ist er nicht eine Schönheit?

PS: Am Samstag jakobswanderten wir von St. Jakob, Ennetmoos, via St. Niklausen und Flüeli-Ranft nach Sachseln. Es war Etappe elf des Schweizer Jakobswegs von Konstanz nach Genf. Freilich klafft hinter uns noch eine Lücke. Die Etappe sieben, Einsiedeln–Schwyz, liessen wir vor Wochen aus, weil auf der Haggenegg Schnee lag. In zwei Wochen soll diese Etappe nachgeholt werden.

Sonntag, 5. Mai 2024

Kleine Zeitreise

An der Alten Aare. Richtet man an dieser Stelle das Smartphone aufs Wasser,
blendet der neue Visioguide die völlig überladenen Weidlinge von einst ein. (Foto: zvg)

In jener Zeit, in der besonders viele Hugenotten, also protestantische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich, durch unser Land ziehen, kommt es im Bernbiet zu einem schrecklichen Bootsunglück. Zwischen Aarberg und Lyss kentern im September 1687 auf der Aare – heute fliesst auf diesem Abschnitt die Alte Aare – zwei zusammengebundene Weidlinge. 111 der 137 Passagiere und Passagierinnen sterben. Am Mittwoch wanderte ich von Aarberg nach Lyss und passierte auch das Mahnmal am Rand von Lyss, das am Ufer an die Katastrophe erinnert. Schon letzten Dezember hatte ich vorbeigeschaut, warum jetzt ein zweites Mal? Nun, seit einigen Tagen gibt es einen Visioguide zur Strecke Aarberg–Lyss, die Teil des Hugenotten-Weitwanderweges von Frankreich über die Schweiz nach Deutschland ist. "Visioguide" bedeutet: Man lädt sich zuhause die App "Naufrage 05.09.1687" aufs Smartphone. Sie bietet eine Karte, per GPS navigiert man vor Ort durchs Gelände. An 15 Punkten klickt man, je nachdem sind es dann Texte, kurze Filme, Hörclips, historische Animationen, die einem etwas über die Hugenottinnen und Hugenotten beibringen. Zwei Stunden brauchte ich für den Parcours, es waren zwei kurzweilige Stunden.

Die Alte Aare, Überbleibsel der in der Juragewässerkorrektion kanalisierten
und umgeleiteten Aare, ist ein Auengebiet von nationaler Bedeutung.

Samstag, 4. Mai 2024

Wir schaffen das – aber die?

Die Schweizmobil-Karte, ein Screenshot. Die violette Linie im Zürichsee
habe ich eingezeichnet. Sie ist ziemlich genau 40 Kilometer lang.

Auf der Frontseite der "Zürichsee-Zeitung" waren gestern unter der Rubrik "Menschen aus der Region" zwei junge Männer aus Wädenswil abgebildet. Sportlich, zuversichtlich lächelnd, Outdoorschuhe an den Füssen, das Trinksystem montiert. Am frühen Morgen des 10. Mai wollen Maxime Carpy, 22, und Tim Hugi, 21, vom Bürkliplatz in Zürich zu einer Zürichsee-Umrundung aufbrechen. Nein, halt, es sollen zwei Umrundungen sein. 48 Stunden geben sich die beiden Freunde für die 200-Kilometer-Wanderung. Schaffen Maxime und Tim das? Ich wünsche es ihnen, bin aber skeptisch, gäbe es eine Wette, würde ich dagegenhalten.

Heute jakobswandern wir wieder, es geht von St. Jakob, Ennetmoos, via Flüeli-Ranft nach Sachseln. Vier Stunden Gehzeit sind für die 15 Kilometer veranschlagt bei 510 Höhenmetern aufwärts und 580 Höhenmetern abwärts. Schaffen wir das? Ganz fest denke ich: ja!

Freitag, 3. Mai 2024

Die Lowa-Visite

Matten bei Interlaken im Berner Oberland, die Schweizer "Lowa"-Niederlassung.

Ein oberbayrischer Schuhmacher namens Wagner hat drei Söhne. Vor gut 100 Jahren gründet jeder von ihnen ein eigenes Schuh-Unternehmen, Hans kreiert die Marke Hanwag, Adolf die Marke Hochland, Lorenz die Marke Lowa. Jetzendorf nah München, wo Lorenz 1923 startete, ist bis heute Sitz von "Lowa Sportschuhe". Und damit zu meinen Füssen. Sie sind, seit ich wandere, immer mit Lowa bestückt, ich trage in leichterem Gelände das Modell "Renegade" und in eher schwierigem Gelände den "Camino". Letzten Freitag besichtigte ich mit einer Kollegin die Schweizer Lowa-Niederlassung in Matten bei Interlaken. Hier besorgt man den Vertrieb und das Marketing in der Schweiz, hinzu kommt ein wichtiges Stück Kundendienst, die hauseigenen Fachleute flicken beschädigte Schuhe, die ihnen aus der Schweiz zugehen, und besohlen auch neu. Drei Kennzahlen, die ich bei meiner Visite lernte:
  • 65 000 bis 95 000 fabrikneue Outdoorschuh-Paare lagern je nach Saison in Matten.
  • 2100 Schuhe werden jedes Jahr neu besohlt.
  • 21 Arbeitsschritte braucht es für eine Neubesohlung. Wer also meint, das gehe ganz schnell, husch die alte Sohle abgetrennt und die neue aufgeklebt, der täuscht sich. Der Vorgang ist aufwändig und braucht Zeit.
    Das Lager mit Zehntausenden fabrikneuer Schuhe.
    Schuhe, die gleich repariert oder neu besohlt werden.

Donnerstag, 2. Mai 2024

Das Böögg-Hotel


Mittlerweile ist bekannt, wann und wo der Böögg verbrannt wird, in Zürich war das am Sechseläuten bekanntlich nicht möglich, wegen Sturm. Heiden AR kommt zum Zug. Am 22. Juni. Für den Kurort im Appenzeller Vorderland ist das eine Riesenchance, viele Leute werden anreisen. Und die Medien werden berichten – Gratiswerbung. Das Hotel Heiden, ein Vierstern-Haus, hat auf seiner Facebook-Seite vorfreudig schon mal, siehe Screenshot, ein gewitztes Bild aufgeschaltet.

Mittwoch, 1. Mai 2024

Kirchenmüde

Wanderstart in Beckenried am Vierwaldstättersee. Ob der Föhn hält? 
Eine von vielen Kapellen: St. Anna auf dem Waltersberg, Gemeinde Oberdorf.

Noch eine Stunde bis St. Jakob.

Das Happy End, jetzt gibts zu essen und
zu trinken. Das Haus hinten ist das Restaurant.
War es Jakob, der die Regenwolken fernhielt, die zeitweise dunkel herandräuten? Wenn ja, dann hat der Heilige jedenfalls den Föhn als Gehilfen eingespannt, der starke Wind war es, der am Sonntag die Schlechtwetterfront abdrängte. So durften wir also im Trockenen auf dem Jakobsweg pilgern. Viereinhalb Stunden Gehzeit waren für die Route von Beckenried via Buochs und Stans nach St. Jakob veranschlagt, wir brauchten allerdings zwei Stunden mehr, was nur zum kleinen Teil damit zu tun hat, dass wir in Buochs einen kurzen Kafihalt bei einer Bäckerei einschalteten und in Stans auf der Terrasse des Hotels Engel etwas länger verweilten und etwas tranken. Wesentlich mehr Zeit nahmen die Kapellen und Kirchen am Weg in Anspruch, es waren an die zehn, ich kann es nicht mehr ganz genau rekonstruieren. Das letzte Gotteshaus des Tages stand in St. Jakob, einem Weiler der Gemeinde Ennetmoos, freilich waren wir nun kirchenmüde, schauten nur flüchtig in die Kirche St. Jakob und eilten dann ins nahe Restaurant. Wie es hiess? Na, wie schon: "St. Jakob".