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Mittwoch, 26. November 2025

Tatar à la Muralto

Die Osteria del Centenario liegt in Muralto. Gleich unterhalb des Bahnhofs Locarno am Lago Maggiore. Mit 16-Gault-Millau-Punkten ist sie ein Hort der gehobenen Küche. Ronja war da kürzlich essen und schickte mir freundlicherweise ein Foto ihrer Vorspeise. Ich kam nicht darauf, was es war. Hier die Erklärung: Kleine Stücklein gegrillter Tintenfisch, Zwiebel, Rucola begleiten ein Tatar, also rohes Fleisch. Solches vom Esel. Oh! Hat es geschmeckt? Jaaaaa, sagt Ronja. Würde ich auch gern probieren, ich kannte Esel bis anhin nur als Salami-Zutat.

Dienstag, 25. November 2025

Wo die Römer durchreisten

Die Gegend von Zürich auf itiner-e.org. Zu sehen sind von links nach rechts
Zürich (Turicum) und sein See, der Greifensee, der Pfäffikersee mit dem
Römerkastell Irgenhausen. Der einzige belegte antike Verkehrsweg (rot)  laut Karte
ist derjenige von Zürich Richtung Walensee und weiter via Sargans nach Chur.
Das Römerkastell bei Irgenhausen ZH.
Im Hintergrund der Pfäffikersee.
"Itiner" ist das lateinische Wort für "Reise". Der Name der Website itiner-e.org ist davon abgeleitet, in ihrem Zentrum steht eine hochauflösende digitale Karte der Verkehrswege im Römischen Reich, eine Gruppe von Fachleuten hat sie geschaffen und datiert sie auch regelmässig auf. Nachdem wir letzten Samstag, unterwegs von Pfäffikon ZH nach Auslikon, die Ruinen des Römerkastells Irgenhausen besichtigt hatten, konsultierte ich die Karte der antiken Strassen. Fehlanzeige, keine Strasse zu sehen. Ich schliesse daraus, dass es keine Hinweise gibt, wie genau besagtes Kastell erschlossen wurde.

Montag, 24. November 2025

Erste Eiszapfen

Winterliche Verhältnisse oberhalb von Saland.
Kurz vor Isikon erblickten wir in der Ferne den Pfäffikersee.
Am Tobelweier, eine halbe Gehstunde vor Pfäffikon.
Die ersten Eiszapfen meines Winters.
Von Saland im Tösstal hinauf nach Ravensbüel. Hinab via Isikon nach Wallikon. Und durch ein reizendes Tobel mit Weiher ("Tobelweier") noch weiter hinab, nach Pfäffikon. Pause, Aufwärmkafi. Und dann, nunmehr auf dem Rundweg um den Pfäffikersee, nach Auslikon. Daselbst ein später Zmittag um drei. Worauf wir, bei schnell schwindendem Tageslicht, hinüber zum nahen Bahnhof Kempten zogen. Soweit unsere Samstagswanderung von vier Stunden (325 Meter aufwärts, 370 Meter abwärts) im Zürcher Oberland – es war die erste Winterwanderung der Saison. Dabei haben wir noch Herbst. Doch ein feines Schneeli polsterte in den ersten zwei Dritteln der Route bis Pfäffikon die Wege. Schön, zeigte sich, mal zaghaft, mal selbstbewusst die Sonne, wir konnten ihre Wärme brauchen. Denn der Tag war kalt, dies umso mehr, als eine Bise blies. Sehr zufrieden waren wir im Übrigen mit der Einkehr in Auslikon. Die "Sonne" ist eine typische Landbeiz, auf unserem Tisch landeten Speisen wie Cordonbleu, Rehgeschnetzeltes, Coupe Nesselrode. Gut genährt fuhren wir heim.
Am Pfäffikersee.

Etwas fürs Gemüt: Dessert in der "Sonne" in Auslikon.

Sonntag, 23. November 2025

Guderfi?

Cudrefin liegt am Neuenburgersee. Auf der dem Murtensee zugewandten Seite. Zwei Dinge mindestens muss man über Cudrefin wisssen, ich stiess auf sie, als ich diese Woche für mein Heftli etwas zum Ort und zur Gegend schreiben musste.

  1. Cudrefin ist die nördlichste Gemeinde des Kantons Waadt. Ich ging bisher von Neuenburg aus.
  2. Zu Cudrefin gibt es den deutschen Namen Guderfi. Gut, ist er praktisch vergessen und wird nicht mehr verwendet, finde ich. Klingt schampar unelegant.

Cudrefin im Jahr 2006.
(Foto: Erich Iseli / Wikicommons)

Samstag, 22. November 2025

WWW im Säuliamt

Das Türwappen des Männerheims zur Weid.
Die Jahreszahl 1917 bezieht sich auf die Grundsteinlegung.
Ausladend: 1919 wurde das Männerheim eröffnet.
Die Stadt Zürich wollte ihre "Trunksüchtigen" und "Arbeitsscheuen" in ein ländliches Gebiet auslagern und wurde im Säuliamt fündig. 1912 kaufte sie den stattlichen Hof der Bauernfamilie Grob in der Weid in Rossau, Gemeinde Mettmenstetten ZH. Die Insassen, ausschliesslich Männer, wurden vorerst im Bauernhaus untergebracht, bis 1919 ein stattliches neues Gebäude fertiggestellt war. Suchtkranke leben an diesem Ort bis heute, hinzu kommen psychisch Behinderte, 70 Plätze stehen zur Verfügung. "Werk und Wohnhaus zur Weid", kurz WWW genannt, heisst die Stiftung hinter alledem, sie führt auch einen Bio-Landwirtschaftsbetrieb, eine Gärtnerei und eine Schreinerei. Ein öffentliches Café gibt es ebenfalls. Wir wären gern kurz eingekehrt am Mittwoch auf unserer Wanderung nach Zug, doch es war geschlossen. Ah ja, noch dies: Seit 1994 ist die Weid auch für Frauen offen.
Im Neubau von 2009 ("Wohnhaus II") gibts ein öffentliches Café.

Freitag, 21. November 2025

Mein Weg zur Bouillabaisse

Eine unverwechselbare Persönlichkeit bei Mettmenstetten.

Der Zugersee vom Steihuserwald aus gesehen mit der Rigi im Hintergrund.
Lichter Wald nach Mettmenstetten.
Das Seeli im Steihuserwald. Das rechts hinten erahnbare Forststrässchen ist mit einem
Fahr- und Reitverbot belegt. Der Biber hat die Uferböschung unter ihm ausgehöhlt.
Raufreifverzierung.
Bouillabaisse, ich liebe dich.
O du schöner Spätherbst. Am Mittwoch wanderten wir von Mettmenstetten im Zürcher Säuliamt via Rossau und Steinhuserwald nach Zug. Genossen dreieinhalb Stunden lang die Novemberstimmung: Sonnenwärme im freien Gelände, Eiseskälte im Schatten, über dem Land ein edler Dunstschleier, unter den Füssen Massen von Raschellaub. Natürlich gabs am Schluss einen Zmittag, im Hafenrestaurant in Zug heizte mich eine Bouillabaisse wieder auf. Denn was auch erwähnt gehört zu unserer Unternehmung: Die Bise hatte geblasen.

Donnerstag, 20. November 2025

Bauernführer im Bergfried

Zelle mit Fixierungsgerät im Schloss Trachselwald.
Bauernführer Niklaus Leuenberger,
ein Berner. Historische Darstellung
auf einer Infotafel im Schloss.
Als sich 1653 im Entlebuch und im Emmental die Bauern gegen ihre Herrschaft erhoben, sah es beängstigend aus für ihre reichen und adeligen Herren. Luzern und Bern wurden belagert, eine Steuerentlastung war das wichtigste Anliegen der Untertanen. Dann kam der Gegenschlag, die eidgenössische Tagsatzung entsandte von Zürich aus ein Heer. Der Aufstand wurde niedergekämpft, es hagelte Strafen, viele der Anführer wurden hingerichtet. Einer von ihnen, Niklaus Leuenberger, war im Schloss Trachselwald einige Wochen lang im Bergfried eingekerkert, bevor man ihn am 27. August in Bern enthauptete. So romantisch das alte Gemäuer bei Sumiswald heute anmutet, es war eine Machtzentrale, die in die Gegend des Oberen Emmentals vorgeschobene Bastion der Gnädigen Herren zu Bern. Und deren Herrschaft war absolut und brutal. Als wir uns letzten Samstag im Schloss umschauten, erblickten wir im Bergfried die Zellen ("Mörderkästen" genannt) und Ketten von einst – ziemlich gruselig. Als späte Rache plünderte das Landvolk dann 1798, als die Franzosen kamen und die alte Ordnung kippten, das Schloss. Heute gehört es dem Kanton Bern, der es verkaufen möchte, was aber gar nicht so einfach ist.
Der Bergfried von Schloss Trachselwald.

Blick vom Schloss ins weite Land.