Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Dienstag, 26. August 2025

Wer kennt Pierre Viret?


Zürich hatte Zwingli, Genf hatte Calvin, Basel hatte Oekolampad, Bern hatte Haller, St. Gallen hatte Vadian, Chur hatte Comander. Aber wie heisst der Reformator von Lausanne? Der Name Viret ist mir erst ein Begriff, seit ich in Lausanne einen Brunnen mit einem Flachrelief sah, das den Mann darstellt. Die Fontaine Pierre Viret wurde 1921 gebaut, die Inschrift zitiert einen ziemlich verschachtelten Satz aus einer der Schriften Virets: "Wenn ich gehalten bin zu wünschen, dass Gott unter den Menschen gerühmt werde, wo würde ich mehr und früher wünschen, dass ihm das geschieht, als im Land meiner Geburt?" Virets reformatorischer Eifer mag sich übrigens auch dadurch erklären, dass er in Paris mit Jean Calvin studiert hatte, dem glühenden Genfer Reformator, der es zu weltweiter Berühmtheit brachte.

Montag, 25. August 2025

Wir tunnelwanderten

Im Entlastungsstollen. Die Rillen im Beton sollen im Ernstfall das Wasser abbremsen.
Da ist er ja wieder, der blaue Himmel: Stollenausgang in Thalwil.
Die Belohnung: Pinsa.
Vor 20 Jahren entging Zürich knapp einem Extremhochwasser der Sihl, die Gewalt des Unwetters traf damals vor allem den Kanton Bern und die Innerschweiz. Würde die Sihl wirklich einmal schnell und massiv über die Ufer treten, dann wäre allein in der Stadt Zürich mit Gebäudeschäden von sechs Milliarden Franken zu rechnen. Nun, ab 2026 ist diese Art Katastrophe gebannt. Ein Entlastungsstollen wird in Langnau am Albis allfällige Hochwasserspitzen aufnehmen und in Thalwil in den Zürichsee leiten. Am Wochenende war Gelegenheit, den praktisch fertiggestellten Stollen zu besichtigen. Tausende Menschen reisten an den zwei Tagen nach Langnau. Schauten sich auf dem Veranstaltungsgelände um, das an einen grossen Chilbiplatz erinnerte. Machten sich dann auf, betraten den Tunnel nach Thalwil. Genau dies taten gestern auch ich samt drei Gspänlis. Gut 35 Minuten brauchten wir bei 50 Höhenmetern abwärts für die Zwei-Kilometer-Strecke. Der Tunnel bewanderte sich angenehm, man hatte genug Platz und fühlte sich in der Röhre mit 6,6 Metern Durchmesser nicht beengt, die Stimmung unter den Besucherinnen und Besuchern war gut, und erst noch war alle gut 200 Meter eine Sicherheitsperson präsent. Chapeau, liebe Züri-Behörden, ihr habt vom Shuttlebus-Service über die Sanitätsposten bis zum Alphornkonzert alles super organisiert. Am Ende taten wir, was wir nach dem Wandern fast immer tun. Wir gingen essen, in der Osteria Da Francesco in Thalwil gabs Pinsa und Rotwein. Und wann wird jetzt das erste Mal Wasser durch den Stollen rauschen? Wissen wir natürlich nicht. Rein statistisch dürfte es diesen bloss alle 20 Jahre brauchen. Aber dann ganz fest.

Sonntag, 24. August 2025

In die graue Welt

Blick vom Saaser Calanda zum Rätschahorn.
Das Rätschahorn vom Rätschajoch aus. Imposant die harte Grenze von Kalk und Gras.
Durch Geröllhalden ist nicht leicht absteigen.
Farbe tut den Augen gut.
Die lange Bergwanderung von der Bergstation Madrisa bei Klosters via Saaser Calanda, Rätschahorn, Rätschajoch hinüber nach St. Antönien führt durch Alpgelände, die Farbe grün dominiert, auch wenn die Weiden grosszügig mit Felsbrocken gesprenkelt sind. Das Rätschenhorn freilich, 2703 Meter über Meer, ist ein Berg, der sich mit Schrattenkalkflanken, Geröllhalden, Kalkschotterflächen in Grau inszeniert und so einen ganz eigenen Charakter hat. Am Montag war ich oben auf einer Tour, die mich durchaus forderte: 980 Höhenmeter im Aufstieg und 1445 Höhenmeter im Abstieg. Was in diesen Zahlen nicht ausgedrückt ist: Es gab schwierige Stücke, im Abstieg vom Horn musste ich die Hände zuhilfe nehmen und gut aufpassen. Und später, zwei Stunden vor dem Ziel, als ich mich schon entspannt hatte und alles voll easy fand, kam die kurze Passage am Unghürtschugga. Dort ist der Pfad schmal und unheimlich steil und geröllig, bei jedem Schritt rutscht er gleich mit. Nun, ich brachte auch diese Schlüssestelle gut hinter mich, gönnte mir bei Litzistafel im "Edelweiss" einen sauren Most samt Nussgipfel (Selbstbedienung), kühlte die müden Füsse im Gafierbach und beschloss die strengste Tour dieses Bergsommers bald darauf in St. Antönien mit einer Glace aus dem Volg.
Hier wird alles gut: das "Edelweiss" in Litzistafel.

Blick zurück kurz nach Litzistafel ins Tal des Gafierbaches.

Samstag, 23. August 2025

Tschau, Nau

Daran habe ich mich gewöhnt:
Bildschirm im Postauto mit Nau-News.
(Foto: Adrian Michael / Wikicommons)
Wenn ich in den letzten Jahren mit dem Bus unterwegs war, was ich als Wanderer natürlich oft tue, dann fiel mein Blick immer wieder mal auf den Bildschirm vorne im Gefährt und verweilte. News in Kürzestform gab es zu lesen, die ich gar nicht übel fand, journalistisch sauber gemacht, das Allernötigste. Informative Unterhaltung, unterhaltende Information. Durch sie wurde mir Nau zum Begriff, jenes Medienportal aus Liebefeld BE, das die Schlagzeilen liefert. Gestern las ich, dass das zur Post gehörende Unternehmen Livesystems, das die Bildschirme in Bussen, Bahnhöfen, Tankstellen, Postfilialen überall im Land – 13 000 sind es – unterhält, sich von Nau trennt. Auf Anfang des nächstes Jahres sollen die journalistischen Inhalte von einem anderen Medienpartner kommen. Ich hoffe, der Nachfolger kanns auch.

Freitag, 22. August 2025

Die Schlangenstory

Der Schlangenstein mit dem Gafierbach. Er ist übrigens auf der Landeskarte eingezeichnet.
Am Montag sah ich nah St. Antönien GR im Tal des Gafierbaches den Schlangenstein. Der wirkt mit seiner nackten, halbkreisförmigen Felswand wie der Wächter des Tales. Der Dorfpatron Antonius soll sich einst auf ihn gestellt haben, um die Schlangen der Gegend zu bannen. Auch kursiert die profane Anekdote, dass vormals die Mütter von St. Antönien fürchteten, ihre Kinder könnten versuchen, auf den über 30 Meter hohen Stein zu klettern. Zwecks Abschreckung erzählten sie ihnen angeblich, dass es um den Stein von Schlangen wimmle. Nun, als ich vorbeikam, waren da weder Schlangen noch Kinder.

Donnerstag, 21. August 2025

Hotel auf Zeit

Die Bergstation der Lauchernalp-Seilbahn auf knapp
2000 Metern. In der Nähe soll das neue Hotel entstehen.
Das Lötschental hat seit dem Bergsturz von Blatten im Frühling auch ein Hotelproblem. In Blatten wurden gleich drei Hotels zerstört, es gibt nun viel zu wenige Gästebetten im Tal, und daher sind insbesondere die Einnahmen aus dem Wintergeschäft gefährdet. In Windeseile soll deshalb auf der Lauchernalp aus Modulteilen ein Hotel gebaut werden, der Kanton Wallis zahle eine Million Franken an das Projekt, las ich gestern. Geplant ist ein temporäres Drei-Sterne-Etablissement, das fünf Jahre auf der Alp bestehen würde, vorgesehen sind bis zu 19 Zimmer mit zwei bis vier Betten. Eine eigene Gastronomie soll das Hotel auf Zeit nicht haben, essen kann man im nahen Panoramarestaurant bei der Seilbahn-Bergstation. Bereits im Dezember, also rechtzeitig zur Skisaison, soll das Hotel öffnen. Verrückt, dieser Speed.

Mittwoch, 20. August 2025

Vorarlberger Ideen

Einmal Pilger, immer Pilger. Seit wir letztes Jahr den Schweizer Jakobsweg machten, interessiert mich das Thema noch viel mehr als früher. Den Wanderführer, der mir unlängst zuging, habe ich denn auch mit Interesse studiert. "Pilgern in Vorarlberg" benennt viele Ziele, die ich gern ansteuern würde, einige der Routen sind auch nicht allzu weit von der Schweizer Grenze entfernt, da lässt sich etwas machen. Ich bin sicher, dass ich irgendwann mit meinem Grüppli im Vorarlbergischen pilgern werde. Zum Beispiel in der Gegend von Bregenz, wo mir das Buch eine Rundtour mit Kirchen, Kapellen und einem Kloster vorschlägt.